Die Geschmäcker sind verschieden, weiß der Volksmund. So gibt es Menschen, die sich mit einem Leben ohne Süßes, sogar ohne Obst abfinden können. Und es gibt solche, die Süßes mögen. Und manche dieser Individuen sind diesem Geschmack so sehr verfallen, dass sie glauben, sie würden ohne Süßes nicht mehr leben wollen. Angesichts der gesundheitlichen Auswirkungen exzessiven Zuckerkonsums ist die Nachfrage nach Alternativen groß. Doch welche Zuckeralternative ist gesund und auf welchen sollte man lieber verzichten?
Honig und Agavennektar
Die geschmacklich reizvollsten Alternativen zu Haushaltszucker, die obendrein noch erkennen lassen, woher sie stammen, sind wohl Honig und Agavennektar. Honig, das weiß jedes Kind, wird von Bienen hergestellt. Und Agavennektar stammt aus Agaven – das sind Pflanzen, die ein wenig aussehen wie Kakteen. Diesen entnimmt der Produzent einen Saft, den er im Optimalfall nur filtert und erhitzt, um daraus Agavennektar (auch Agavendicksaft oder Agavensirup) herzustellen.
Beide Nektare enthalten anteilig etwas mehr Fructose als Haushaltszucker, schmecken bei gleicher Menge folglich 10-20% süßer. Oder anders ausgedrückt: Statt 100g Tafelzucker reichen 80g Honig oder Agavennektar.
Als Vorteilhaft gilt oft auch, dass Fructose kaum Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel hat. Allerdings landet sie nahezu vollständig in der Leber und sorgt dort für eine entsprechend höhere Last. Im Übrigen ist der Kohlenhydratanteil beider Alternativen ähnlich dem von Tafelzucker. Honig bietet einige gesundheitliche Vorteile, doch unterm Strich erlauben weder er noch Agavennektar größere Zuckerfeste.
Honig ist regional von örtlichen Imkern auch in der wertvollen Rohform erhältlich, Agavennektar gibt es in unseren Breitengraden nur als Importprodukt. Da Honig weitere Vorteile bietet, scheint er die bessere Alternative zu sein.
Stevia
Über diese Pflanze wurde schon viel geschrieben, auch hier bei Urgeschmack. Im Kontext dieses Artikels sei daher nur hinzugefügt: Der große Vorteil von Stevia ist die hohe Süßkraft bei praktisch null Kohlenhydraten. Stevia hat keinen nennenswerten Einfluss auf die Verdauung oder den Insulinspiegel und eignet sich daher hervorragend für eine gesundheitsbewusste Ernährung.
Einziger Haken: Der Beigeschmack. Lediglich aufwändig chemisch verarbeitete und sehr teure Produkte kommen ohne den lakritzartigen Beigeschmack. Die meisten im Handel erhältlichen Produkte (auch „aus schonender Verarbeitung”) sind jedoch durch den bitteren Nachgeschmack getrübt, der auch bei korrekter Dosierung oft durch das zubereitete Gericht schlägt. Nachdem gesundheitliche Bedenken aus dem Weg geräumt werden konnten, ist pures Stevia daher nur bedingt als Zuckeralternative zu gebrauchen.
Zuckeralkohole: Xylitol und Erythrit
Xylit (auch Xylitol) ist ein sogenannter Zuckeralkohol, der in der Natur in Früchten wie Erdbeeren oder Pflaumen vorkommt. Die industrielle Gewinnung geschieht auf der Grundlage von Birkenholz und (zunehmend) Maiskolben. Die geringfügige chemische Modifikation bei der Herstellung ändert nichts daran, dass Xylit als gesundheitlich völlig unbedenklich für den Menschen gilt. Die Gewinnung erfolgt aus Maiskolben, daher ist eine gentechnische Manipulation des Ausgangsmaterials nicht immer mit Sicherheit auszuschließen.
Xylit hat nur einen geringen Einfluss auf den Blutzucker- und Insulinspiegel und enthält nur halb so viele Kalorien wie Haushaltszucker. Es gibt darüber hinaus starke Hinweise auf eine kariesreduzierende Wirkung. Zuckeralkohole binden im Darm viel Wasser und können daher abführend wirken. Im Falle von Xylitol gilt dies nur begrenzt und es findet in der Regel eine Anpassung des Darmes statt. In Studien haben sich dahingehend tägliche Dosen bis zu 200g Xylitol als unproblematisch erwiesen.
Vorsicht: Für einige Tierarten (u.a. Hunde und Rinder) gilt Xylit schon in geringen Mengen als toxisch, denn ihr Metabolismus funktioniert anders als der des Menschen. Sie unterzuckern beim Verzehr von Xylit.
Erythrit ist ebenfalls einer der zugelassenen Zuckeraustauschstoffe, der als gesundheitlich unbenklich gilt (Erythrit ist allerdings in der deutschen Wikipedia als „reizend” gekennzeichnet). Seine Herstellung kann chemisch erfolgen, geschieht jedoch heute kostengünstiger auf mikrobieller Basis mit Hilfe von Pilzen. Der Verdauungstrakt nimmt Erythrit sehr gut an, es verursacht anders als viele andere Zuckeralkohole keinen Durchfall.
Erythrit enthält beinahe keine Kalorien und hat nur geringen Einfluss auf den Blutzucker- und Insulinspiegel. Synthetische Süßstoffe: Aspartam, Saccharin und Co Die diversen synthetischen Süßstoffe wie Aspartam, Saccharin und Sucralose sind allesamt seit ihrer Erfindung Gegenstand zahlreicher Diskussionen. Ihnen sagt man eine krebsfördernde Wirkung nach, ebenso das Auslösen von Hungergefühlen oder Durchfall und anderes. Wenige Untersuchungen können dies wissenschaftlich belegen – doch auch die Sicherheit dieser künstlichen Süßstoffe ist bislang nicht bewiesen. Angesichts der bestehenden Alternativen wie Zuckeralkoholen scheint es ratsam, auf synthetische Süßstoffe zu verzichten. Definition Per Gesetz unterscheiden wir zwischen Zuckeraustauschstoffen und Süßstoffen. Der Begriff Süßstoffe beinhaltet lediglich die Stoffe, die eine wesentlich höhere Süßkraft haben als Haushaltszucker. Streng genommen sind Xylit und Erythrit also keine Süßstoffe, denn sie fallen in die Kategorie der Zuckeraustauschstoffe.
Fazit: Ist Süßstoff gesund?
Die einfachste Lösung des Problems ist scheinbar zunächst die Minimierung der eingesetzten Mengen. Je weniger süß ein Mensch seine Snacks genießt, desto schneller gewöhnt sich sein Gaumen an ein niedrigeres Zuckerniveau. Andere Aromen treten stärker in den Vordergrund und eine langfristige Entwöhnung von hohen Zuckermengen findet statt. Dennoch ist und bleibt Süße eine der wichtigen Geschmacksrichtungen und somit hin und wieder wünschenswert auch in deftigen Speisen. Ein häufiger erster und einfacher Schritt ist der grundsätzliche Ersatz von Tafelzucker durch Honig. Darüber hinaus scheint der Griff zu einem der Zuckeralkohole Xylit oder Erythrit die pragmatischste Lösung. Denn anders als Stevia ermöglichen sie durch ihren neutralen Beigschmack einen einfachen Einsatz in praktisch jeder Art Rezept. Wer seine Ernährung lieber so natürlich wie möglich gestalten möchte und auch der leichtesten chemischen Modifikation skeptisch gegenüber steht, bleibt eher beim Honig.
Weiterlesen bei Urgeschmack: Welcher Süßstoff ist gesund? – http://www.urgeschmack.de/welcher-susstoff-ist-gesund/